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50 Jahre Evang. Blinden- und Sehbehindertenseelsorge in der Region Nürnberg

Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern. Links eine Gebärdendolmetscherin.

Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern. Links eine Gebärdendolmetscherin.

Am 10. Mai 2013 wurde dieses Jubiläum mit einem Festgottesdienst in der Kirche St. Egidien gefeiert. Festpredigerin war Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern.

Mitwirkende:
KMD Hermann Grünert (Orgel), das Vocalensemble „ProPuncto“, Daniela Ringler (Gesang) und Thomas Pracht (Piano).
Liturgie: Pfarrer Lothar Süß

„ProPuncto“ – dieser Name ist Programm – für die Punkte der Brailleschrift!

"ProPuncto" in Aktion

„ProPuncto“

Die Mitglieder dieses Ensembles (Gabriele Firsching, Bernadette Schmidt, Matthias Gampe und Lothar Littmann) haben es sich zur Aufgabe gestellt, die Kultur der Blinden-Notenschrift zu pflegen. Sie musizierten in diesem Gottesdienst Stücke von Heinrich Schütz und G.P. da Palästrina.

Großdruck ist wichtig

Großdruck ist wichtig

 

Im Restaurant „parks“ im Nürnberger Stadtpark gab es anschließend ein Begegnungstreffen mit Mittagessen und einem kleinen Festakt mit musikalischer Gestaltung.

So begann es vor 50 Jahren: Angeregt von Aktivitäten christlicher Blindenselbsthilfe gründete die Stadtmission Nürnberg e.V. im Jahr 1963 eine Treffpunktarbeit für blinde und sehbehinderte Menschen und ihrer Begleitpersonen im Großraum Nürnberg.


Sehbehindertensonntag am 6.6.2022

Infos zum Sehbehindertensonntag 2022, der diesmal am Pfingstmontag stattfindet, erhalten Sie hier in Kürze.

Wir empfehlen, das Anliegen dieser Aktion auch an anderen Tagen aufzugreifen: in den Gemeinden, in Einrichtungen der Diakonie und in Gruppen in unserer Kirche. Anregungen zur Gestaltung bietet der erarbeitete Aktionsleitfaden, z.B.
– einen Gottesdienst
– eine „handfeste Kirchenführung“
– einen „Gemeinde-TÜV“
– einen Seniorennachmittag mit „Kaffee, Kuchen und Tipps“ u.a.

Wichtig: Bei der Planung und Ausführung von vornherein sehbehinderte Menschen einbeziehen. Sie geben authentische Auskünfte aus ihrem eigenen Alltag zum Thema „Leben mit Sehbehinderung“. –
Sehbehinderte Menschen leben mitten unter uns, unabhängig davon, ob sie sich mit ihrer Behinderung zu erkennen geben oder nicht. Selten werden gelingende Zugänge Sehbehinderter in Gemeinden und Gruppen angesprochen; noch seltener die verschiedenen Barrieren und Hindernisse, die sie erleben.

Sehbehinderung ist mehr als Fehlsichtigkeit. Können Fehlsichtigkeiten noch durch optische Hilfsmittel wie Brillen und Lupen ausgeglichen werden, ist dies unter den Bedingungen einer Sehbehinderung nicht mehr möglich; auch dann nicht, wenn Sehbehinderte eine Brille tragen. Das Spektrum der Sehbehinderungen ist sehr weit gefächert, individuell sehr unterschiedlich und letztlich aus der Perspektive eines normal Sehenden nicht nachvollziehbar.
Grundformen von Sehbehinderungen werden im Aktionsleitfaden zum Sehbehindertensonntag in anschaulicher Weise erklärt und visualisiert.
Wir informieren und beraten gerne bei Planung und Gestaltung von Aktionen zum Thema „sehbehindert“.

 

Rückblick auf die letzte Aktion im Jahr 2010: Ich sehe so, wie Du nicht siehst

„Nicht sehend – nicht blind“ – sehbehinderte Menschen erleben sich in dieser Weise.

Der 6. Juni ist bundesweiter „Sehbehindertentag“. Im Jahr 2010 fiel er auf einen Sonntag.
Aus diesem kalendarischen Anlass initiierten der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV), der Dachverband der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge und die Arbeitsstelle Pastoral für Menschen mit Behinderung der deutschen Bischofskonferenz die Aktion „Sehbehindertensonntag“.

In verschiedenen Regionen der BSS Bayern Gottesdienste zum ausgerufenen „Sehbehindertensonntag“: in Augsburg, Schweinfurt, Roth, Nürnberg und München – hier sogar als ökumenischer Gottesdienst.
In der Reformations-Gedächtnis-Kirche in Nürnberg am Berliner Platz hieß es im Anklang an die Arie von Georg Friedrich Händel „Meine Seele hört im Sehen“: Herr Händel, bei uns nicht! Bei uns geht es anders: Wir Sehen im Hören!

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Ermutigung

Du weißt es ja längst, Dein Augenlicht läßt nach.
Das macht Dir Angst, Du liegst nachts lange wach.
Selbstverständlich hast Du stets Dein Werk getan!
Nun hat sich ein Abgrund vor Dir aufgetan.
Der Nebel, die Schatten wollen nicht schwinden,
Dein Weg ist verschwommen, wirst Du ihn finden?
Laß Dich ermutigen, suche und sieh,
neues Leben ist möglich, das vergiß nie!

Wenn um Dich her alles bunt ist und funkelt,
die Welt sich dennoch vor Dir verdunkelt,
dann wünsche ich Dir ein tapferes Herz,
das sich der Trauer stellt und dem Schmerz
und dann im tiefsten Grund erkennt und spürt,
daß Gottes Engel Dich begleitet und führt,
seine Fackel leuchtet mit warmem Schein
und dies Licht möge stets bei Dir sein!

(Irene Kersting)


Ansehen und Begegnung

Gedanken zum Tag der Sehbehinderten (6. Juni)

„Ich sehe so, wie Du nicht siehst“? Ein wenig überraschend diese Aussage. Finden Sie das auch? „Ich sehe so, wie Du nicht siehst“. Da sieht jemand anders. Einfach deshalb, weil er weniger sieht, weil er mit einer Sehbehinderung lebt.

„Ich trau mich nicht mehr raus zu gehen auf die Strasse“, sagte mir ein älterer Herr. „Ich erkenne nicht mehr, wer mir entgegen kommt. Da grüßt mich jemand, aber ich weiß nicht wer es ist. Froh bin ich, wenn ich denjenigen vielleicht mal an seiner Stimme erkenne. Das passiert aber selten.“
Wer nicht grüßt, weil er einen anderen nicht erkennt, kann schon mal als überheblich bezeichnet werden. So, so! Der grüßt mich nicht mehr – was der bloß hat …?! Das Problem ist folgendes: Außenstehenden, das heißt voll Sehenden, ist selten bewusst: Das kann mit eingeschränktem Sehen zu tun haben. Dass einer weniger sieht, sieht man ihm ja nicht unbedingt an. Da ist es wirklich hilfreich, wenn ich mich mit meinem Namen vorstelle. Damit der andere weiß, mit wem er es jetzt zu tun hat. Doch wer kommt da gleich drauf?
Tatsache ist: Wo das Hinsehen, das Ansehen, nicht mehr so richtig möglich ist, da wird es auch mit dem Miteinander schwierig. Der stärkste Leitsinn, das Sehen, spielt hier eine ganz große Rolle. Doch nur selten ist einem dieser Vorgang bewusst:
Ich sehe jemanden. Ich erkenne, wer es ist. Und ich entscheide, ob ich jetzt mit ihm in Beziehung kommen möchte. – Ob ich stehen bleibe und ihn begrüße? Versuche ich ein Gespräch?
Ansehen haben und miteinander sprechen, jemanden ansehen und zu ihm in Beziehung treten, gehören zusammen. Und ganz in dieser Reihenfolge. Erst das Sehen, dann die Beziehung. Diese Rangfolge unserer Sinne steckt in uns drin, tief eingewurzelt in unserer Seele.

Sonntags, im Gottesdienst, wird uns der Segen Gottes zugesprochen. Und auch da beginnt es mit dem Ansehen: „Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig“. – Wir vergewissern uns hier, dass wir im Ansehen Gottes stehen.
Und bekommen darauf die Zusage, dass Gott sich uns zuwendet, zu uns in Verbindung tritt, mit uns was zu tun haben will: „Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden“. Diesen Segen Gottes geben wir weiter, wenn wir beherzigen: Als Angesehener sehe ich dich an. Und dann gehe ich noch einen Schritt weiter: Ich frage dich, ich rede mit dir.
Kann ja sein, dass jener alte Herr sich wieder mutiger unter die Leute mischt, weil er echt angesprochen wird. Und mit anderen spricht, auch wenn das mit seinem Hinsehen so eine Sache für ihn ist. Denn bei ihm ist es ja so: „Ich sehe so, wie Du nicht siehst“.
Jeder Tag sei ein erfüllter Tag im Hinsehen, im Ansehen anderer und in gelingender Begegnung mit ihnen.

(Lothar Süß)


Wir sind nicht blöd!

Haben Sie schon einmal jemanden gesehen, der beim Einkaufen alles dicht vor das Gesicht hält? Wir müssen das, denn sonst können wir die Aufschriften etc. nicht lesen. Aber oft werden wir deshalb von Verkäuferinnen oder anderen Menschen unfreundlich angesprochen: »Musst Du denn alles anfassen?«
Das Problem ist, dass man uns unsere Sehschwäche nicht ansieht. Manche von uns tragen keine Brille, weil sie nichts hilft! Andere wiederum tragen Kontaktlinsen oder eine Brille. Damit ist uns leider nur gering geholfen, denn eine Brille kann uns höchstens das nur eine bisschen näher heranholen, was wir ohnehin nur schemenhaft erkennen. Aber trotzdem sind wir nicht blöd, wie viele in unserer modernen Gesellschaft leider immer noch glauben!
Uns fehlt es zwar in einer fremden Umgebung oft am Überblick, aber den Durchblick haben wir! Nach Abschluss der Schule können wir in vielen Berufen normal arbeiten oder wenige spezielle Geräte ermöglichen uns eine normale Arbeit!

Claudia, 14
Carola, 15