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Der Beginn der Blindenseelsorge in Bayern

Wie es anfing …

Vor über 50 Jahren war Bayern in mancherlei Hinsicht noch ein Entwicklungsland: In vielen Regionen überwiegend agrarisch strukturiert, von den großstädtischen Ballungszentren einmal abgesehen. Im Hinblick auf die Arbeit in unserer Landeskirche mit blinden Menschen und für sie kann man jedenfalls von Brachland Bayern reden.
Da brauchte es Impulse von außen. So zeigte sich der Christliche Blindendienst (heute „Evangelischer Blinden- und Sehbehindertendienst in Deutschland e.V.“ EBS) bereit, in Bayern Entwicklungshilfe zu leisten. Mit Verantwortlichen in der Diakonie Bayerns wurden Kontakte geknüpft. Verschiedene Signale, Bitten und Empfehlungen wurden auf diese Weise nach Bayern hereingereicht: Es mögen doch Angebote geschaffen werden, damit die Teilhabe blinder Menschen am Leben ihrer bayer. Landeskirche möglich wird und Gestalt gewinnt.
Und der Christliche Blindendienst setzte selbst eigene Signale. So bot er im Jahr 1955 in Riederau am Ammersee eine eigene Freizeit an, um in Bayern wohnende Blinde einzubeziehen.
Bei drei Personen, die in Riederau dabei gewesen waren, zündete der Funke. Vor allem erwies sich die Hoferin Babette Bräutigam als Leitfigur. Ihre Mitstreiter waren Georg Meyer aus Gesees und Fritz Böhm aus Selbitz. 1957 war es dann so weit. Das erste bayerische Treffen kam am 24. April durch die Bemühungen dieser Drei zustande. Unsere „Urgeschichte“ hatte also ihren Anfang auf den Höhen Oberfrankens, in Hof.


Hoffnung, blindenseelsorgerische Ökumene und unvergessliche Tage

Ein Bericht vom 2. Ökumenischen Kirchentag in München – von Christoph Bungard

Am 16. Mai lädt das Wetter nicht gerade zu einem Ausflug ins Freie ein: Es nieselt leicht und mit etwa sieben Grad Celsius ist es für die Jahreszeit viel zu kühl. Trotzdem bin ich bereits kurz nach halb zehn gemeinsam mit meinem Begleiter Hans Müller auf der Münchner Theresienwiese, um den Abschlussgottesdienst des 2. Ökumenischen Kirchentags (ÖKT) mitzuerleben. Durch die dichte Menschenmenge hatten wir uns zu unseren reservierten Sitzplätzen in Block A vorgekämpft.

Hans Müller ist ein lustiger Franke in den Sechzigern. Wir gehören einem Team blinder sehbehinderter und Sehender evangelischer und katholischer Freiwilliger an, die vom 13. bis zum 16. Mai auf dem ÖKT die Arbeit der Blinden- und Sehbehindertenseelsorge beider Konfessionen vorgestellt haben. Ich selbst bin evangelisch und von Geburt an vollblind. Für die evangelische Blindenseelsorgerin für München, Dr. Elisabeth Schneider-Böklen, war es ein Leichtes gewesen, mich zum Mitmachen zu überreden. Dies ist für mich bereits das zweite Mal, dass ich auf einem Kirchentag aktiv mitgewirkt habe: 1995 hatte ich gemeinsam mit einer Gruppe blinder und sehender Funkamateure unser völkerverbindendes Hobby den Besuchern des Evangelischen Kirchentags in Hamburg näher gebracht.

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Wer ist dabei?

Fotos UlrichIMG_9841Wobei hat mir die Blinden- und Sehbehindertenseelsorge geholfen?
Was habe ich durch sie erlebt?

Hier kommen ein paar Erfahrungsberichte …


Wir sind doch nicht blöd

Haben Sie schon einmal jemanden gesehen, der beim Einkaufen alles dicht vor das Gesicht hält? Wir müssen das, denn sonst können wir die Aufschriften etc. nicht lesen. Aber oft werden wir deshalb von Verkäuferinnen oder anderen Menschen unfreundlich angesprochen: »Musst Du denn alles anfassen?«
Das Problem ist, dass man uns unsere Sehschwäche nicht ansieht. Manche von uns tragen keine Brille, weil sie nichts hilft! Andere wiederum tragen Kontaktlinsen oder eine Brille. Damit ist uns leider nur gering geholfen, denn eine Brille kann uns höchstens das nur eine bisschen näher heranholen, was wir ohnehin nur schemenhaft erkennen. Aber trotzdem sind wir nicht blöd, wie viele in unserer modernen Gesellschaft leider immer noch glauben!
Uns fehlt es zwar in einer fremden Umgebung oft am Überblick, aber den Durchblick haben wir! Nach Abschluss der Schule können wir in vielen Berufen normal arbeiten oder wenige spezielle Geräte ermöglichen uns eine normale Arbeit!

Claudia, 14
Carola, 15

Adolf Lindner

Als besondere Erlebnisse sind mir die Freizeiten im Gedächtnis geblieben. Beeindruckend die Pflege der Gemeinschaft, die Bibelarbeiten, sowie die Ausflüge über Land. Persönliche Begegnungen, ohne die mein Leben ärmer wäre. Bis heute bestehen Verbindungen, die ich nicht missen möchte.

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Luise Seubert

Was ich mit der BSS erlebt habe? Bei mir sind es drei unterschiedliche Phasen. Für mich als Blinde mit geringem Sehrest und für meinen Mann, vollblind, ja, für unsere ganze Familie, bot sie schon damals vor ca. 35 Jahren die Möglichkeit, mit anderen Familien „unseresgleichen“ bei Begegnungsnachmittagen und Freizeiten zusammen zu kommen und von unserem Glauben zu sprechen, in freien Stunden miteinander zu singen, zu feiern, zu wandern. Kurz: miteinander fröhlich zu sein.

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